Und schon wieder ist eine Woche in- der so nah
gewordenen- Ferne vorüber, meine 5.
Woche und ein wunderschönes, aktionsreiches Wochenende:
Schon ganz früh am Sonntagmorgen brechen wir auf in das ca.
120 km entfernte Eisenmienen- Gebiet,
dass, so der öfteren betont, einzigartig in Indien und ein gutes Beispiel für
den Rohstoffreichtum Zentralindiens darstellt.
Ich hatte schon ganz vergessen wie wundervoll die Welt am
frühen Morgen sein kann: die Sonne blinzelte gerade mit den ersten, viel
versprechenden Strahlen über das Eingangstor der Schule, noch nie gehörte
Vogelgesänge, durch den Regen der letzten Tage scheint die Luft ganz klar und
leichter Wind streicht um meine nackten Arm,…Roman-Anfang-Atmosphäre. Ich
sollte wirklich mal wieder öfter eher Aufstehen!
Nach einem schnellen Bananen-Nutella- Chapatti Frühstück
(die Deutschen mal wieder) steigen wir in den, extra zu diesem Anlass
gemietetem Jeep mit Fahrer, der uns über die Bundesgrenze von Chhatisgarh.
Die nächsten drei Stunden verbringen wir durchgerüttelt im
Auto, mit dem wir auf (typisch indischen) Straßen durch viele kleinere Dörfer
fahren – vorbei an Frauen mit bunten Saris auf
Reisfeldern, meist noch geschlossenen (ehemals) knallfarbig lackierte
Straßenstände, Müllbergen- mal wieder- , ältere Frauen und Männer vor ihren
Hütten sitzend und einer Menge (auffällig westlich aussehende) Werbeschilder. Anfängliches
Flachland weicht zunehmend bergigem Land und am Horizont wird wunderschön eine
lange Bergkette erkennbar die den Wolken verschwindet.
Mit etwas Verspätung kommen wir um kurz vor 10 bei einer
bunten Kirche mit dazugehörigen sehr netten und gastfreundlichen Patern an.
Nachdem wir, natürlich mit bedecktem Kopf und getrennt von den Männern sitzend,
die letzten Minuten der Sonntagsmesse miterleben dürfen gibt es eine kleine
Stärkung mit Pulverkaffe und leckerer, käseähnlichem Butterbrot (sogar die
Butter ist stärker gewürzt- die Inder ziehen das wirklich durch).
Uns begleiten und erklären alles unsere zwei Führer- ehemalige
Mienenarbeiter, sehr nett und mit einer Menge Wissen, die uns netterweise (mal
wieder das Vitamin B) auf das Mienengebiet mitnehmen. Nachdem wir das große Tor
und die Sicherheitskontrolle passieren (Betreten eigentlich nicht für Besucher gestattet
und ohne Anmeldung und Passierschein schon gar nicht) beginnt eine, noch mal
ca. eine Stunde andauernde, Fahrt den Berg hinauf. Über geschlängelte
Serpentinen –unbedingt hupen vor jeder Kurve, aber dass sind wir aus Indien ja
schon gewohnt- führt der Weg unter Förderbändern und weiteren hoch industriell
aussehenden Stahlkonstruktionen vorbei, nicht ohne ein atemberaubendes Panorama
genießen zu können:
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Zu 79% Eisen. Da ist auch so ein kleines Steinchen ganz schön schwer. |
Mit ansteigenden Höhenmetern wird die Sicht auf die, bis zum
Horizont reichenden, bewaldeten Berge allerdings immer mehr durch dichten Nebel
und beginnenden Regen versperrt bis wir schließlich- den Weg nur noch ahnen
könnend- auf der Bergkuppel in das eigentliche, steinig einfältiges
Eisenanbaugebiet gelangen.
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Konnte leider kein Englisch, dafür aber nett lächeln und sehr schlau schauen |
Mit riesigen Maschinen (übrigens Exporte aus China und
Deutschland) wird das, aus bis zu 79 % aus Eisen bestehende Gestein nach dem
Sprengen auf spezielle LKW geladen. In einem weiteren Schritt- dem Dumping-
werden die Steinbrocken zermalen und gelangen zerkleinert durch ein
kilometerlanges Förderbandnetz zu den Eisenwagenwagons.
’Die insgesamt 16 Eisenberge beherbergen um die 12.000
Millionen Tonnen fast purem Eisen’ wird mir von einem der vielen Arbeiter
erklärte als ich nach der Zukunft der Industrie fragte, genug Arbeit für 100te
von Jahren, zumal der erste Berg seit dem Abbaubeginn 1974 um einen Kilometer
geschrumpft ist. ’Aber irgendwann sind hier keine Berge mehr’ heißt es weiter.
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Na Alexander wäre das nicht mal ein Beruf für dich. Ist mal was anderes als ein Minibagger :) |
Zuletzt sehen wir uns noch die Verladung des Gesteins durch
kompliziert konstruierte Maschinen direkt von Förderband in Eisenbahncontainer
an, in denen die Eisenstücke zum Einschmelzen und Weiterverarbeitung durch ganz
Indien und sogar Außerlandes transportiert werden- nur Eines nicht, dass reist
sicher in meiner Tasche verstaut weiter durch Indien.
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Pause muss auch mal sein! |
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Vom Berg direkt in die weite Welt |
Nach dieser informativen Rundführung durch diese
außergewöhnlichen eisernen Berge setzten wir unsere Führer bei wieder schönstem
Sonnenschein im Pfarrhaus ab und machen uns wieder auf den Weg. Das nächste
Ziel ist eine Schule und dazugehöriges Pfarrhaus eines am Vorabend getroffenen
Paters ganz in der Nähe. Immer noch mit dem herrlichen Ausblick auf die Berge sitzen
wir am reich gedeckten Mittagstisch zusammen mit vier Schwestern und dem Pater.
Zu meiner großen Freunde entdecke ich, in einem der zahlreichen Töpfe, Nudeln
mit gut gewürzter Soße- fast so wie beim Chinesen- nur noch viel netter!
Als nächstes geht es zu einer staatlich geförderten Schule
für Adivasis oder auch Tribal People- Ureinwohner der riesigen Wälder. Sehr
kinderfreundlich wirken die buntbemalten Wände und schon in der Auffahrt kommen
uns Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahre entgegen, die auch in der Schule wohnen.
Für den Independence Day am 15. August studieren sie (sogar am Sonntag)
verschiedene indische Tänze ein, die uns vorgeführt werden. Der Abschied fällt
uns nach dieser herzlichen Aufnahme und einer Tasse Chai echt nicht leicht.
Ich
werde wiederkommen!
Wie schon beim Hinweg zur Schule fahren wir auch jetzt
wieder durch dichten Wald unterbrochen von einfachen, aus vier bis fünf
Lehmhütten bestehenden Dörfern, durch Stöcke eingegrenzte kleinere Reisfelder,
Wiesen, Weiden und notdürftig
gepflasterte Straßen. (Gott sei dank, dass wir uns den Jeep gemietet haben)
Und schon legt sich die Dunkelheit über die Wälder, Dörfer
und Menschen. In größeren Dörfern könnten wir noch Menschenversammlungen vor
vereinzelnd beleuchteten Straßenständen sehen, als wir müde aber glücklich und
voller neuer Eindrücke ,von leiser indischer Musik aus dem Autoradio begleitet,
Richtung Jagdalpur holperten.
Wieder einmal wurde ich vom Reichtum Indiens überrascht: Der
wunderbare wertvolle Natur, verschiedenen Menschen friedlich und sich helfend
zusammen, großen Herzen, Interesse an Deutschland und seinen Bewohnern,
außergewöhnliches, wunderschönes Klima und der Einfachkeit des Lebens aber auch
Armut, Müllprobleme, Unverständnis, Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung in
meiner Wahlheimat für ein Jahr- mitten in Indien.
Namaste und bis bald
eure Rebecca