Da war doch was...was ich noch zeigen wollte

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Dienstag, 12. November 2013

Von Goldenen Tempeln und mächtig Nationalgefühl

Nach 2 Tagen auf den Schienen kamen wir am Morgen des 18.10 (huch, auch fast schon wieder einen Monat her) in Amritsar an. Auch das ’spirituelle Zentrum Punjabs’ genannt stand natürlich nach dem Frühstück ein Besuch des Goldenen Tempels, der heiligste Ort der Glaubensbrüder Sikh auf dem Programm. Allein die Buseinfahrt vom Bahnhof zu unserem Hotel war aber schon spannend: Amritsar gehört zu den größeren Städten und auf den Straßen tummelten sich die verschiedensten Menschen, Werbeschilder warben für Cola und Co, unzählige Motorritschken boten den Touristen ihre Dienste an und an jeder Ecke konnte man zwischen Hotels und Restaurants der verschiedenen Preisstufen wählen. Und siehe da, die Schule hat’s sich nicht nehmen lassen und ich bekam, zusammen mit zwei Lehrerinnen und einem kleineren Jungen ein Zweierzimmer in einem ziemlich schicken, keinen Hotel und…Primäre!!...es gab eine warme Dusche, die ich, nach zwei Tagen im Zug, erst einmal voll ausgenutzt habe.

Rikschafahrer auf den Straßen Amritsars

und noch etwas auf den Straßen Amritsars, nur für dich Papa :)

Nach einem schnellen Frühstück im etwas größerem Hotel der Schüler auf der anderen Straßenseite (dort hin zu gelangen war jedoch jedes mal ein Heib und die Lehrerinnen waren es auch nicht gewöhnt mit Schülern zu reisen, was ich leider immer wieder Feststellen musste)ging es auch schon- erst mit dem Bus und dann in Zweierreihen (oder so ähnlich) ins Stadtzentrum zum Goldenen Tempel. Wie man es sich bei einem solch berühmten Ort vorstellen kann waren auch hier die Vorkäufer nicht weit und warfen uns völlig überteuerte, hässliche und qualitativ echt bescheidene Andenkenstücher (zum verdecken der Haare sowohl bei Frau, als auch bei Mann), Portkarten und allen möglichen Kram hinterher. Meine Rolle als Touristin war glücklicherweise, dank meiner Aufsichtspflicht, diesmal eher zweitrangig und die Verkäufer stürzten sich auf die Schüler, die diese herzlich empfingen und fleißig kauften.
Nach ca. 15 Minuten erreichten wir, jetzt schön erschöpft, müde und durstig- die Indische Sonne schien sich besonders anzustrengen- den Eingang des Goldenen Tempels, stopften alle unsere Schuhe in Säcke und marschierten barfuß über Teppiche zum eigentlichen Gebäudekomplex.

Das Heiligtum  wurde im 14 Jahrhundert vom fünften Sikha Guru Arjan Dev erbaut und besteht aus dem berühmten Tempel inmitten eines flachen, quadratischen, künstlichen Sees (bekannt von endlichen Bilder) strahlt -wie der Name schon verrät- von außen in purem Gold und weitern Gebäuden aus weißem Stein und kunstvollen Ornamenten rund um den See. Viele Touristen mit Fotoapparaten und heilige oder wenigstens gläubige Männer mit weißen oder farbigen Tour-bahnen (im allgemeinen hier im Norden vermehrt zu finden) wuselten auf den sehr sauberen, aus hellem Stein bestehenden Flächen rund um das Wasser. Alte Frauen und Geistliche saßen auf dem Boden unter den wunderschönen Rundgängen der Steingebäude und einige badeten sogar im heiligen Wasser. Die Architektur enthält sowohl Elemente der hinduistischen, als auch der islamischen Kultur und der Tempel gilt als einer der geschmackvollsten und schönsten seiner Art. Leider hätte es zu lange gedauert den eigentlichen Tempel  zu besuchen, vor dem man schon vom weiten eine langen Menschenschlange erkennen konnte und der das Original der heiligen Sikhbuches Guru Granth Sahib’ birgt. Stattdessen sind wir entlang des äußersten Gebäudekomplexes geschlendert und habe eine Essensausgabe entdeckt, wo man, in Schälchen aus Blättern servierten, frisch gekochten Reisbrei kaufen konnte. Mit zwei Lehrerinnen habe ich mich natürlich sofort aufgemacht, für wenige Rupees dieses Mahl zu kaufen, welches man dann zur Hälfte sofort wieder den Geistlichen spendet, die es an die Armen verteilen (-doofe Aktion, wir haben die Gruppe verloren und hatten nicht wirklich eine Ahnung was das ganze soll und wo wir genau damit hinmüssen). Als nach einigem hin und her endlich diese gute Tat vollbracht war- auf essen hatte ich dann aber auch nicht mehr wirklich Lust und erklärt hat uns das ganze auch keiner- und wir die Gruppe wieder gefunden hatten, ging es nach einem letzten Gruppenfoto auch schon wieder ins Großstadtgedränge.




einzigartige Architektur der Palastanlage rund um den goldenen Tempel


Direkt nebenan besuchten wir im Anschluss Jallianwala Bagh. Dieser sehr schone, saubere Garten spielt eine entscheidende Bedeutung in Indias Unabhängigkeitsbewegung.
Überall im Park verteilt kann man Statuen von wichtigen Freiheitskämpfern finden und das Jallianwala Bagh Memorial in der Mitte, in der Form der ewigen Flamme der Freiheit ist ein wichtiger Pilgerort für jeden Inder- und in der tat, viele Inder von Unterschiedlichen Regionen posten vor dem riesigen Steindenkmal, lagen unter großen Bäumen auf den Grünflächen oder schlenderten entlang der bunten Blumenbeete. Ziemlich am Eingang befindet sich der berühmte Brunnen (bekannt aus Gandhi-filmen), in den sich am 13 April 1919 friedvolle Freiheitskämpfer aus Angst vor den Briten zu retten versuchten und erschossen worden.

Denkmahl für die vielen Toten
 während der Unabhängigkeitsbewegung

Wer kennt diesen Mann ??

Wie keiner? Daber hat der doch sogar in Münster studiert, was n Zufall ;)

Alte Häuser rund um den Park:
 einzigartig, gemütlich und immer ein wenig heruntergekommen

Nach einer Stärkung zurück im Hotel ging es auch schon weiter: Zur nur 28 Km entfernten Grenze zu Afghanistan und dem allabendlichen Zeremonie ’Beating the Retreat’. Zur berühmten Touristenattraktion geworden- erkennbar an einem riesigen Markt mit Kleidern, Popcornverkäufern, fischen Säften, gegrilltem Mais und Filmen der Zeremonie, werden bei Sonnenuntergang erst auf der pakistanischen Seite und dann auf der indischen Seite in einem ungeheurem Spektakel die Landesfahnen abgenommen.
Nach einem langen Fußmarsch und Gewahrte vor der enormen Menschenmenge am großen Tor auf der Indischen Seite, durften wir schließlich als Schulklasse die indische Tribüne betreten, vorbei an speziellen Foreigner-Sitzen, der Fan-maile und VIP-Plätzen. Viele Mensche mehr oder weniger geschmückt in den indischen Nationalfarben, Soldaten dieses Grenzüberganges und eine Art Einheizer der um alles einen reisen Wirbel veranstaltete, geräuschvoll hin und her marschierte und ohrenbetäubend Schrei. Menschenmassen jubelten und schauten neugierig zu, wie erst die Fahne auf der afghanischen Steinbogen (auf der anderen Seite war der gleiche Kult nochmals zu finden, halt mit afghanischen Touristen) mit lauten Befehlen, streng gekleideten Soldaten und mit straffen Schritt abgenommen und ins Grenzhaus getragen wurde und dann das ganze auf unsere Seite wiederholt wurde. Alle waren aus dem Häuschen, ich beobachtete, staunte und verstand nicht wirklich.
Danach gab es noch einige Fotos mit den Grenzsoldaten und durch Sicherheitskontrollen ging es zurück zum Bus.

"I love my India" - kleiner Junge zwischen der begeisterten Menge

Soldat der Border Security Force (BSF) beim Programm

Festlich wird die Nationalfahne abgenommen- und das jeden Abend


Die Nacht im gemütlichen Hotelbett war kurz, denn um 3 Uhr am nächsten morgen ging es mit dem Bus (und diesmal leider nur einer mir Sitzen) weiter in die nördlichen Teile Indiens. 

Namaste und bis bald mit weiteren Reiseberichten
eure Rebecca