Da war doch was...was ich noch zeigen wollte

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Dienstag, 6. Januar 2015

ein Tag- eine Welt

Ein aufregendes, relaxes, traumreiches, erfahrungsreiches und fantastische Jahr 2015 euch allen und um gleich zum Anfang eure guten Vorsetze ein bisschen durcheinander zu würfeln (oder zu bestätigen?) hier ein Tagesbericht aus Ajmer, Rajastan von Menschen, über Menschen, für Menschen!

…und weiter geht es, raus aus Udaipur, mit gemischten Gefühlen wird der Weg fortgesetzt, gute Freunde verlassen, schöne Erinnerungen an fast drei Wochen Udaipur: Rajastan, farbenfrohe Frauen, Nachmittage am See, Motorradtouren durch die Berge, Stadtbummel bergauf- bergab, Forte, Burgen, heiße Mittagssonne, Tag in der Galerie, in der ich für drei Wochen ein Praktikum machen durfte, schwüle Sommernächte auf Rooftops, unendliche Kartenspiele, Spaziergänge, Gespräche bei Chai und Parotha, Sonnenuntergänge in märchenhafter Kulisse, laute Hochzeitsumzüge zu Pferd durch die engen Gassen der Altstadt, frischer Mangosaft und Reggaemusik- das alles wieder hinter mich zu lassen, Menschen zu verabschieden, die in der Zeit meine Freunde, meine Familie geworden sind. Die drei kleinen Kinder meiner Gastfamilie, die sich jeden Abend auf mich gestürzt haben und meine Arbeiten des Tages zu besichtigen, meine Gastmutter und ihre schwangere Schwägerin, mit denen jeden Morgen bei einer Tasse Tee und Früchten der Tag begonnen wurde- Tschüss sagen und erklären, warum ich weiter muss, meinen Weg fortsetzen werde und nicht so schnell wiederkomme.

Mit dem Zug ging es um 6 in der frühe und Astrid, eine Schwedin die eines Tages in der Galerie aufkreuzte in das 5 Stunden entfernte Ajmer. Ajmer, auch  „zweites Mekka“ genannt, ist mit der Dargah Khwaja Muin-du-din Chishi Moschee der heiligste Muslimenort in Indien. Unsere Rücksacke für kleines Geld am Bahnhof zwischengelagert, ging es mit der Fahrradrikscha in das geschäftige Treiben der kleinen Gassen der Altstadt. Obst und Kleiderverkäufer, Gujarat- Süßigkeiten, prachtvolle Gebetskappen am Straßenrand, Bettler, Lemonsoda- und alles zusammengepfercht in engen, holperigen Gassen, umgeben von ehemals farbenfrohen, vergammelten, kunstvoll verzierten Steinhäusern.
Währe da noch Hintergrundmusik und Text im Vordergrund, wir beiden staunenden Europäerinnen und der schwitzende dünne Inder auf der Fahrradrikscha würden den perfekten  Filmanfang abgeben!



Nach einem gemütlichem Reismahl in einem offenen Restaurant nah der Moschee, schlenderten wir inmitten weiß gekleideten Männern mit den kunstvollsten Kappen Richtung Mosche und stießen direkt auf eine Beerdigungs- Zeremonie: aus einem Krankenwagen wurde der in Weiß gehüllte tote Körper eines gerade Verstorbenen auf eine, ebenfalls mit weißer Baumwolle verkleideten Metallliege gehoben und unter einer großen Menschenmasse in die Moschee getragen. Doch bevor wir die Sache weiter verfolgen konnten, durften wir Ajmal kennen lernen. In unendliche Länder gereist, Exfreundinnen auf der ganzen Welt und politisch interessiert, wirkt der dünne, weißhaarige, in weiß gekleidete, mit roter Kappe verzierter Inder wie ein Exot. Wir bekommen eine kleine Führung durch die weitläufige Anlage mit drei Moscheen, Versammlungsräumen, Essensausgabe, freien Plätzen zum Beten und Singen, Büros, und sogar einem künstliche See zur heiligen Waschung mit eigener Quelle. Ajmal erklährte und einige Rituale wie die Blumenopferung über Dargah (Grab) und bei einigen Tassen Tee in einem Teestall auf dem nahliegem Bazar wurde über Politik Schwedens, dem neuen Premieministers Indiens, Sprachen und anderen Weltthemen geredet. Danach saßen wir noch eine Weile auf dem weißem Mamorboden im Schatten, lauschten Sängern und Drommlern die heilige Lieder spielten, unterhielten und mit unterschiedlichen Pilger und wuschen Hände, Füße und Gesicht im heiligen (erfrischendem) Wasser und fuhren schließlich zurück zum Bahnhof, um den Nachtzug nach Amritsar zu erwischen. 


Ein Junge knetet Chapatti (Fladenbrot)
 in Haus gegenüber