Angelehnt an eine kühle Mauer
sitze ich dar, unter mir: das beschäftigte Treiben einer kleinen Gasse mitten
in der Megacity Chennai, über mir: die wunderschönen hand-geschmeißelten weißen
Steinelemente eines kleinen jainismus Tempels zwischen abgeblätterten
Hausfassaden, hinter mir: ein anstrengender Vormittag von Monument zu Monument,
hupende Autos, überteuerte Preise, unnötige Diskussionen, lange Wege, stickige
Stadtluft, Verständigungsprobleme, Nachgefrage, Schweißperlen, schmutzige Orte,
bettelnde Kinder, nervige Verkäufer, vor mir: viele Wege, in mir
Ich sitze in der Nische auf der
Terrasse eines Tempels, blicke von weit oben auf das Treiben, sehe Menschen die
jeden morgen in diesem Chaos aufstehen, ihren Alltag bewältigen, ihr Leben
regeln, Freunde treffen, Tee trinken, einkaufen, Konflikte lösen, ums Überleben
kämpfen und jeden Abend mit dem Wissen auf das morgen einschlafen, sehe Ochsen
die Holzkarren voller Säcke ziehen, Frauen zwängen sich zwischen die riesigen
Lastwagen, die die Straße verstopfen, kleine Gemüsehändler am Straßenrand,
Schneider zwischen Stoffen kaum zu sehen, Teestände, hupende Autorikschas und
unendlich viele Menschen. Habe mich von diesem unten in das oben geflüchtet,
eine alte Frau hat die Augen geöffnet und nach oben gedeutet, bevor sie sich
wieder ihrem Gott zugewandte, sind dieser Einladung gefolgt, versuchen allen
Einladungen zu folgen und das besondere zu erkennen. Ich genieße den Frieden,
das Davor-stehen und Staunen, ohne Gedanken, gemischte Gefühle, meine Ruhe im herausgeforderten Lärm, gleich wird sich
wieder ins Anonyme gestürzt, eine indische Megastadt in der so viele Leben ihre
Welt erschaffen- mit dem Wissen nur Gast zu sein.