Am 9. Februar, abends um 8 am Busstop in Jagdalpur:
Nach sieben Monaten in der Schule in
Jagdalpur mache ich mich wieder auf den Weg- nicht ungewollt und auch nicht
ungeplant- aber das im Kopf zu haben ist noch mal was ganz anderes als wirklich
mit gepacktem Rucksack in der schwarzen Nacht zu stehen.
Wie verabschiedet man sich von Menschen, die sieben Monate
lang wie eine Familie waren, Schutz und Unterkunft boten, dich selbstlos an
ihrem Alltag teilhaben ließen, keine Forderungen stellten- denen dein Leben
aber auch so fremd ist das es schwierig scheint sich zu erklären? Ich muss
weiter ziehen- aber am liebsten ohne eine falsche Entscheidung zu treffen.
Einige Tage, oder auch Wochen vorher wurde es gesagt, lange schon gefühlt und
genau in dem Moment in die tat umgesetzt als ich Vater Santos die Hand
schüttele, die vor Aufregung und Anspannung fast zittert, er mir eine gute
Reise wünscht. Irgendwas in mir drinnen sagt mir, dass es die falsche
Entscheidung war von der Schule zu gehen, ich möchte mich in der angespannten
Stimmung die bei allen herrscht nicht entziehen, und doch ziehe ich weiter.
Habe diese Entscheidung getroffen mit dem Glauben an eine zweite Zeit in
Indien, eine Zeit des Reisens, des Menschen Treffens, des Orte Erforschens und
des sich `als 19 jährige jugendliche fühlen, die ihre Grenzen zu finden
versucht, ihre Möglichkeiten und ihre Zukunft selber in der Hand hat’. Diese
Zeit hatte ich erhofft mit meiner Arbeit als Freiwillige in Jagdalpur verbinden
zu können, was aber zeitweise (und zumindestens in meinem Kopf)unmöglich schien. Der zweite Weg, der Unsichere und
Gewagte, nicht bevorzugt, aber im einigen Augenblicken der Richtige, der
einzige, der noch in Frage kam, in verzweifelten Momenten, der Ausweg- auf
eignende Faust reisen, ohne die Schule als sichere Rückzugsort hinter mir zu
wissen.
Mit dem Nachtbus gings Richtung Süden, zusammen mit Marlon der für 15 Tage mein
Reisebegleiter sein wird. Angefangen im kleinen Ort Badrachelam, gings über die
Küstenstadt Chirala in die Megacity Chennai, um dann über Bangalore Richtung
Kerala zu gelangen. Es gibt nur Eckdaten, einige Telefonnummern, Reiseführer
und die Neugierde- die uns immer wieder vorantreibt. Was werde ich für
Erfahrungen machen? Wie werde ich mich auf wegen fühlen, die mein Ziel
darstellen? Wie werde ich auf mich selbst gestellt im großen Indien klar
kommen? Marlon hat noch einmal den Gedanken des ’sich stetig verändernden’ im
meinem Kopf aufwirbeln lassen- keep walking
Bald gibs mehr, genaueres, Eindrücke, erst versucht in
meinem Kopf zu sortieren, jeder Tag gefüllt, immer auf der Reise- wie jeder
Namaste- oder wie es hier heißt: Namastarem
Eure Rebecca
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