Da war doch was...was ich noch zeigen wollte

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Donnerstag, 22. August 2013

Roksha Bandhan

Am 21 August feiern die Hindus das Roksha Bandhan Fest zur Ehrung ihre Brüder. Bereite Wochen vorher kann man überall an Straßenständen spezielle Armbänder kaufen, die an diesem Tag den Brüdern geschenkt werden. Für die so genannten Rakhi, die es in allen Varianten und Farben zu kaufen gibt, veranstalte die Schule sogar einen Raki-bastel- Konntest einige Tage vorher.

Zu diesem speziellen Anlass war ich bei der jungen Lehrerin Namira eingeladen, um zusammen mit ihr und ihrer Familie das Rakhi zu feiern. Bereits die morgendliche Fahrt auf dem Motorroller durch die belebten Straßen war ein richtiges Abenteuer. In der kleinen Wohnung im zweiten Stock eines farbenfrohen Hauses empfingen mich ihre Schwester (ebenfalls Lehrerin an einem Collage) und ihre Mutter Mina super herzlich. Durch eine schmales Außentreppenhaus gelangt man sofort in das kleine, aber süße Wohnzimmer- nicht ohne zuvor seine Schuhe ausgezogen zu haben. Angrenzend befinden sich ein kleines WC und das Elternschlafzimmer mit großem, geschnitzten Bett (der Bezirk Bastar ist für seine Holzschnitzereien berühmt, kleine Handmanufakturen mir Verkauf lassen sich überall in den Straßen finden) eine -doch ziemlich moderne- Küche mit Amerikanischem Kühlschrank, aus der auch sofort allerlei Leckereien für den kleinen Hunger gezaubert wurden.
Sofort waren wir in einen wildes English- Hindi Gespräch über Träume, die Schule, Alltag in Indien und der Hochzeit einer Schwester vertieft. Gott sei dank hatte ich daran gedacht einige Fotos mit zu bringen, und so wurde ich über Familie, Freunde und Rituale in Deutschland ausgequetscht.
Um die Mittagszeit kam ein Bruder der Mutter vorbei. Von seinen Nichten wurden ihm Rakis umgebunden, verbunden mir dem Ritual erst mit dem Daumen feuchte rote Farbpigmente, gefolgt von einigen Körnern Reis auf die Stirn zwischen die Augenbrauen zu tupfen. Danach wurde von beiden Beteiligten eine Kokosnuss und spezielle gelbe Nüsse angefasst und das ganze zweimal wiederholt. Es dient dazu dem Bruder oder anderen meist männlichen Familienangehörigen für den Schutz zu danken den sie einem im Alltag geben.
Auch ich hatte im nahen Kiosk einige Rakibänder besorgt und konnte ebenfalls meine Dankbarkeit (für die gesamte Familie) ausdrücken. Nach diesem Ritual verteilt der Bruder Geld und Geschenke an die Frauen. Sogar ich bekam wunderschönen Stoff für ein typisch indisches Gewand- den Punjabi Suit bestehend aus einer Stoffhose und einem längeren Oberteil, sowie mehrere Armreifen und einem Päckchen Bindi- eigentlich rote Punkte, die man sich zur Zierde auf die Stirn klebt (gibt es aber in allen möglichen Farben und Formen).

Danach wurde dem Bruder Essen serviert: Eine Mischung verschiedener Soßen und Dips, zusammen mit öligem Chapatti und Samosa, alles rein Vegetarisch!
Nachdem der Bruder gegangen war könnten auch wir, die Frauen von diesen herrlichen Köstlichkeiten testen.

Das Gemüse am rechten Rand heißt Frauenfinger weil die
 ungekochte Schot einem langen, dünnen Finger ähnelt

Danach ging es zum Haus der Tante um auch ihr den deutschen Gast vorzustellen. Nur einige Straßen weiter lebt die Tante (übrigens auch Künstlerin und Kunstlehrerin- sehr schöne Ölarbeiten) mir ihrem Mann und ihrem kleine Sohn im Haus der Schwiegermutter- wie für Inder typisch. Im helle, offene Haus mit wunderschönen Fließen in jedem Raum wird mir sofort wieder Essen angeboten und Frage und Antwort von Hindi auf English, und wieder zurück übersetzt- eine echt schöne Atmosphäre! Bei jedem Foto flippen die gesamten Frauen total aus und es wird an Haaren und Saris rum gezupft- sogar bei der sehr alten und total sympathischen Oma. Auch hier bekomme ich neben einer erneuten Einladung, Stofftaschentücher mit selbst gehäkeltem Rand von der Tante geschenkt.
Eine wunderbare Arbeit! Später soll ich nochmal vorbei kommen und wir malen zusammen ;)



Eine kleine, ziemlich moderne Indische Familie: Der Vater ist arbeiten und
solang die Töchter nicht verheiratet sind wohnen sie bei die Eltern



Die indische Gastfreundschaft: Der Gast ist Gottesgleich- sogar noch eine Steigerung des deutschen: der Gast ist König,  wird mal wieder total ausgefüllt und mit dem Gefühl, neue Leute kennen gelernt zu haben, ihr Leben und ein klein wenig der indischen Einstellung, sowie Fremde- Freunde glücklich gemacht zu haben und ihr Leben mit ein bisschen deutsch- exotische Vitalität bereichert zu haben, werde ich abends pünktlich mit dem Motorroller durch die (immer noch) belebten und faszinierende indischen Straße zurück zur Schule begleitet. 

Namaste mit einem kleinen Einblick ins große Indien, 
eure Rebecca

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