Nachdem bereits vor einer Woche meine Mitreisenden und am
letzten Sonntag auch Sarah wieder nach Deutschland aufgebrochen sind -Danke
euch allen für den sanften Einsteig! Ich hoffe auch ihr habt die wenigen (??)
Wochen sehr genossen, könntet das mit
nach Hause nehmen, was ihr euch erhofft habt und seit im kühlen Deutschland
heile angekommen! - bin ich erst einmal
sofort in das Loch gefallen, das sich gleich am Morgen nach Sarahs nächtlicher
Verabschiedung aufgetan hat.
Warum mache ich es mir soooo verdammt schwer und fliege
nicht einfach auch zurück zur Geborgenheit, bekannten Möglichkeiten,
Vertrautheit, Liebe und Verständnis?? Warum stehe ich so weit entfernt mit
leeren Händen, ohne konkreten Plan da und sehe dem Flugzeug hinterher?? Verdammt
noch mal, ich will nach Hause und lasse all die Möglichkeiten, zurück zu kommen,
nutzlos vorbeiziehen. Warum muss es sich der Mensch manchmal einfach so unnötig
schwer machen und schwimmen lernen?
Und da zieht sie- nach 6 aufregenden Wochen- vergiss mich nicht :) |
Kraft- und Hilflos saß ich vor dem Computer, schaute mir
Urlaubsfotos meiner Familie an (das schreit nach einer Revanche, liebe Familie
Bäumer!), las lieb Mails, beantwortete einige nichtigere und wollte am liebsten
ganz, ganz weit weg sein. Wollte nicht von den Lehrern hören: Oh, jetzt sind
die Anderen ja wieder weg und du ganz alleine hier, den Schülern meine Pläne
erklären- ja am liebste einfach nie mehr reden. Mich für meine eigene Dummheit
bestrafen, die Freiheit gewählt zu haben, die sich in manchen Momenten so wenig
nach ihr anfühlt. Ich gehe nach Indien um ein großes Abendteuer zu erleben,
ich- die immer so nach Freiheit kämpft war so glücklich als endlich mein Visum
angekommen war, hatte schon vor der eigentlichen Abreise einen so langen und
verzweifelten Kampf sowohl von Formularkram aber auch Gewissensbissen hinter
mir, das ich mir sicher war: Ok, Ziel erreicht, Freiheit ich komme!
Aber die Freiheit bekommt man nicht einfach durch eine
persönliche Entscheidung (auch wenn so stark- ’seit ich dich kenne sprichst du
von Indien’ hatte mir ein Freund in einer schwierigen Vorbereitungsphase noch
unter die Nase gerieben- wie war), ein Auslandsvisum und ein Flugticket.
Freiheit muss man sich jeden Moment neu erkämpfen, da genügen nicht nur
Vorstellungen im Kopf. Was mir eine gute Freundin (danke Marie für dein
Vertrauen und das du mir zeigst, dass ich immer noch wichtig für dich bin)
versucht hat in einen (übrigens sehr schönen!) Song auszudrücken: Schalter im
Kopf sind der Hebel und dann kannst du fliegen. Natürlich ist es erst einmal
Kopfsache, aber nicht nur!
Gerade nach Indien kannst du nicht einfach mit kleinem
Budget fliegen und… Und was? Gerade hier stabilisieren mich meine Aufgaben,
jeder hat ein Bild wie ich mich verhalten soll, das es zu erfüllen heißt,
Ansprüche und Vorgaben. Was würde ich ohne diese wunderbare Schule machen die
mir neben einem –für indische Verhältnisse 7 Sterne- Zimmer auch eine Zuhause gibt. Einen Ort zum
Zurückziehen ohne mich erklären zu müssen, Mensche die an meinen Ansichten und
meiner Arbeit interessiert sind, Helfer bei alltägliche, banalen Problemen-
ohne groß Kämpfen zu müssen eine zweite Heimat.
Ist es da nicht klar das es Erwartungen zu erfüllen gibt,
ganz einfache Vorschriften einzuhalten sind und ich auf meine ’Arbeitgeber’
hören muss.
Die Inder sind keine größen-kleinen Weltenbummler gewöhnt-
vor allem nicht wenn es sich um Frauen handelt! Viele Freiheiten die in Deutschland
für mich ganz selbstverständlich sind- Mit einer Freundin in der Stadt treffen,
auf der Straße Fotos machen, ja einfach mal einen Schokokuchen backen- müssen
hier drüben mit vielen Fragen, organisatorischem Kram und Kompromissen
angegangen werden. Auch wenn ich hier
eigentlich nur als Hilfslehrerin angestellt bin, die als Vergütung Zimmer und
Kost bekommt bin ich in so vielen Sachen von den liebenswerten Patern abhängig
und auf sie angewiesen. Auch wenn meine meisten Vorhaben und Pläne bewilligt
werden oder zumindest Kompromisse eingegangen werden, zeigt mir die ewige
Fragerei und die Gedanken davor, immer wieder wie klein, unerfahren, naiv (?) und
auch abhängig ich mal wieder von meiner Umwelt bin. Weil da, liebe Marie muss
ich dir eindeutig wieder sprechen: Freiheit fängt im Kopf an, aber darum jeden
Tag, bei jeder Handlung neu zu kämpfen und vor allem Menschen zu haben die dich
aus deinem Zimmer herausholen, dich durch offene oder zumindest angelehnte
Türen führen und dir deine Freiheit zeigen ist mindestens genau so wichtig!
Und von solchen Menschen möchte ich euch jetzt erzählen,
denn vom Becken abstoßen genügt nicht um das andere Ufer zu erreichen.
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