Da war doch was...was ich noch zeigen wollte

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Donnerstag, 12. September 2013

Happy Teachersday

Nun auch schon wieder einige Tage her, aber trotzdem erwähnenswert:
In Pole am  15 Oktober, in Mexiko am 15 Mai und in Indien am 5. September gefeiert- der Teachersday. Sehr angenehm, wenigstens für Lehrer- wo bleibt Deutschland mal wieder?

Die morgendliche Versammlung auf dem Schulhof wurde ausnahmsweise von Mittwoch auf Donnerstag verschoben- Unterschied: nicht die Lehrer waren für die Ordnung verantwortlich und die Schüler fürs Programm. Am Teachersday wird alles Umgedreht und der Lehrer gefeiert und geehrt. Schon am Vortag hatten die Lehrer die Nationalhymne geprobt (Sry, aber bei den Schülern klingt sie eindeutig besser), ein keinen Theaterstück einstudiert und geübt die Morgendlichen nachrichten vorzutragen. So standen nun also (fast)pünktlich um 7.50 alle Schüler in Reih und Glied in der brühenden Morgensonne auf dem Schulhof, die Schüler der Klasse 12 (ausnahmsweise und aus gegebenen Anlass) in Zivilkleidung vor jeder Reihe und sollten für Ruhe sorgen und die Lehrer auf der Bühne.
Nicht einfach der Job- auch wenn die Kinder echt süß aussehen:
aber zwischendurch mussten die Lehrer doch eingreifen
also so schlimm wie in dieser Szene dargestellt
sind die Schüler dann auch wieder nicht!

Nach der Versammlung hieß es für die Lehrer relaxen und Tee trinken (was auch sonst in Indien- wahlweise Chai mit Milch oder Blacktea) und für die Schüler der klasse 12 fing die Arbeit erst richtig an: In die Verschiedenen Klassen verteilt und mit Material ausgestattet war es nun an ihnen den Schülern das nachzubringen, wofür die Lehrer jeden Morgen aufstehen. Und wie aus allen hier an der Schule wurde auch aus dem Unterrichten eine Competition gemacht und einige Lehrer gingen mit Klemmbrettern durch die Flure und bewerteten jede Unterrichtsstunde  auf verschiedene Kriterien. – Und ich genoss die freie Zeit, trank Tee und schmuggelte mich für einige Zeit hinten in die Klassenräume.


Schon um 11.30 war allerdings schon Schluss mit dem Spaß und für die Klassen 1 bis 10 war der besondere Schultag zu Ende. Die Schüler der Klasse 12 hatten zusammen mit der Stufe 11 alle Lehrer offiziell Eingeladen (mit sehr schöner- typisch kitschiger Einladungskarte an respected Rebecca mam) einer ’kleinen’ Programm beizustehen.
Bereits als ich das Gebäude erreichte indem die Versammlung stattfinden sollte sah ich welche Arbeit sich die Schüler gemacht hatten: Vor dem Eingang war ein wunderschönes Bodenbild aus Farbpigmenten und Blütenblättern. Links und rechts der Treppe zum Konferenzraum standen Schüler Spalier und bewarfen uns mit Blütenblättern und als wir oben ankamen wurden wir mit Kerzen empfangen, jeder Lehrer bekam einen Bindi (Punkt auf der Stirn zwischen den Augenbraun) zuerst mit roten Farbpigmenten und dann mit einigen Reiskörnen, all das begleitet von Applaus- schon ein komisches Gefühl nur weil man Unterrichtet solche Ehre und Aufmerksamkeit entgegengebracht zu bekommen.
Als alle Lehrerinnen und Lehrer mit ihren schönsten und neusten Saris und Anzügen endlich saßen begannen die Schüler mit ihrem Programm, bestehend aus Lobeshymnen, Reden einem kleinen Theaterstück und einen sehr schönen Mix aus indischen und modernen Tanz (ich weiß schon warum ich Musik und Tanz sooo liebe). In einen vorbereiteten Spiel mussten einige ausgeloste (ja, auch ich hatte das Glück) Spieler so viele Kerzen wie möglichst in einer Minute anzünden- leider nur Mittelfeld, aber bei diesem indischen Kampfgeist…
Zum Schluss gab es für jeden Lehrer ein kleines Geschenk und eine tosenden Applaus seitens der Beschenkten für diese wirklich gelungene Programm.
Zur Begrüßung: Bringt Glück und Segnet
-ganz gleich welche Religion- einfach indisch!

Auch wenn ich den dazugehörigen text (leider auf Hindi)
nicht verstehen konnte: ziemlich bild-gewallte Vorstellung die die
 unterschiedlichen Fassetten Indiens zeigt


Aber damit noch nicht genug: als die Schüler den Raum verließen kam der Direktor ein weiteres Mal zum Rednerpult und begann eine sehr gute Rede was man aus diesem besonderen Tag mitnehmen sollte. Die drei Hauptaspekte haben mich echt überzeugt und spiegeln auch ein Stück Ideologie dieser Schule wieder:

  1. Hüte deine Zunge, pass auf was du sagst und vor allem wie du es sagst
Ein wenig aus dem Kontext genommen spiegelt dieser Aspekt im Moment ziemlich gut meine Gedanken wieder. Obwohl die zweite Amtsprache Indiens English ist und in der Schule der Unterricht ausschließlich auf English stattfindet, ist die Muttersprache der meisten Lehrer dennoch Hindi, und in seiner Muttersprache spricht man bekanntlich am liebsten. In den Pausen wird im Lehrerzimmer demnach überwiegend Hindi gesprochen und ich verstehe (trotz privaten Hindistunden ab und zu) so gut wie gar nichts. Natürlich wird mit mir persönlich immer English geredet aber in der Gruppe- in die ich herzlich aufgenommen wurde- wird untereinander Hindi geredet. Um nicht immer nur daneben stehen zu müssen habe ich mit einigen Lehrern gesprochen- ich mochte mich gerne auch in der Gruppe mit ihnen unterhalten können, alltägliche Probleme verstehen oder einfach nur Quatsch mache. Sie geben sich echt Mühe, aber immer wieder wird vergessen, dass einfach sonst gar nichts verstehen kann. Ich habe in den letzen drei Monaten Menschen gefunden die ich echt gerne habe, Freunde auf Indisch- aber Freunde möchte ich auch gerne verstehen!

  1. Gehe eine extra Maile
Eine super schöne Eigenschaft des Direktors und dieser Schule im allgemeinen ist, dass sie sich (trotz der großen Anzahl- wir haben ca. 3000 Schüler) sehr gut um jeden einzelnen Schüler kümmert und ihn und seine Probleme ernst nimmt. Schon öfter habe ich zusammen mit dem Direktor Lehrer und ihre Familien besucht, am Geburtstag des Direktors hatte jeder einzelne Schüler die Chance gehabt persönlich zu gratulieren, immer wieder werde ich überrascht, dass der Direktor so viele Namen seinen Schüler kennt und die letzte Woche sind wir zu einige Schülern der 12 Klasse gefahren, haben sie in ihrer Wohnung, ihrer persönlichen Umstanden besucht, mit dem Eltern geredet, die häusliche Situation gesehen und Vater Santhos hatte für jegliche Probleme- und seinen es Fragen zur mögliche Schulbildung des Bruders- ein offenes Ohr. Oft werde ich überrascht wie gut das Verhältnis zwischen den Kollegen untereinander, zur Schulleitung und zu den Schülern und ihren Familien ist. Der Direktor hat den Lehrern nah gelegt sich zeit für ihre Schüler zu nehmen, sozial schwache und arme Schüler zuhause zu besuchen mit den Eltern zu reden und sie von der Wichtigkeit von Bildung zu überzeugen (die hier längst nicht in jeder Familie vorhanden ist wie ich leider jeden Tag wieder feststellen muss)

  1. Wenn durch unsere Arbeit Schüler sich verbessern, dann haben wir Erfolg
Oft werden im Schulsystem die bereits Erfolgreichen Schüler gefördert und der Rest bleibt auf der Strecke, sowohl in Deutschland als auch hier in Indien. Gerade bei einer Klassengröße von bis zu 50 Schülern wird oft nicht gemerkt, wenn ein Schüler nicht im Stoff mitkommt- sei es, weil er einen Teilaspekt nicht verstanden hat, seine Notizen nicht vollständig sind, er einfach langsam Arbeitet oder er die Sprache nicht richtig beherrscht. Leider muss ich, wenn ich durch die Reihen gehe, immer wieder feststellen wie groß die Wissen- und Könnensunterschiede zwischen den einzelnen Schülern sind.  Dieser Leitspruch spornt an, schwachen Schülern zu helfen sich zu verbessern auch wenn es einfacher klingt, die Starken weiter zu fördern. Keiner soll auf der Strecke beleiben, jeder eine Chance bekommen, dafür bin ich hier, Tag für Tag.

Nach diesem Input und noch einigen Worte mehr wurde vom Direktor das Essen geordert und Tabletts mit Reis, Daal (halbflüssiger Mix aus verschiedensten Gemüsesorten- ein absolutes Muss in dieser Gegend von Indien) und Brot -das erste mal seit Wochen richtiges Weißbrot, wurden rumgereicht. Was für ein Aufwand, jedes mal für das gesamte Kollegium Essen zu ordern, aber in Indien  sehr üblich und auf jedenfalls lohnenswert: Am Ende der Schultages ging jeder Lehrer mit vollem Bauch, Geschenken (auch die Schulleitung hatte sich mächtig ins Zeug gelegt und für jeden gab es ein Frühstücksset mit hier oft gesehenen, aus drei kleinen Metalldosen bestehenden Henkelman ) und neuen Vorsätzen für die Zukunft nach Hause.
-Ein echt schöner Tag, ein schöner Gedanke auch mal die Lehrer zu feiern und zu ehren und auf jeden Fall eine Idee wert diesen Tag auch in Deutschland einzuführen!

Namaste und bis bald aus dem feier- freudigen Indien
Eure Rebecca


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