Es ist alles schon so vertraut, obwohl ich
erst den 2.Morgen in Indien aufwache. Noch bevor mein Wecker um 6.40 geht
(Frühstück pünktlich um 7 Uhr) werde ich von den Gesängen der Priester und
Schwestern geweckt. Lange liege ich da und lausche: dass ist nun also mein Zuhause
für ein Jahr…immer noch unvorstellbar. Es ist warm draußen, ich öffne die
kleinen länglichen Fenster. Erst das Fliegengitter drinnen, dann das getönte
Glasfenster und ganz schnell schließe ich das Fliegengitter wieder. Bis jetzt
habe ich noch keine Probleme mit den Moskitos: jeden Morgen und nach dem
Waschen sprühe ich mich mit „ANTI BRUMM“ ein (vielleicht hätte ich zwei
Flaschen mitnehmen sollen) und meine Strickjacke habe ich zur Fliegenklatsche
umfunktioniert.
Beim notdürftigen Waschen (das Wasser der
Dusche und des Wasserhahnes ist aufgrund von Bauarbeiten schon wieder
ausgestellt, trotzdem gibt es im kleinen Badezimmer noch eine Brause und ein
Wasserhahn neben der Toilette und einen Fußwasserhahn neben der Dusche) höher
ich die Rufe der Muslime, die über Lautsprecher im ganzen Dorf übertragen
werden. Ich werfe mir einen langen Rock und eine leichte Bluse über und gehe
die zwei Flure entlang bis zu dem schlammigen Vorplatz. Dieser bildet das
Zentrum des Schulkomplexes. Rechts neben mir sehe ich das doppelte Eingangstor,
dass anscheinend immer von einem Sicherheitsmann bewacht wird, sogar an
schulfreien Samstag (als wir am Donnerstag mit dem Auto ankamen stand es stramm
und grüßte mir der hand an der Mütze als
er und sah).
Zur Linken erstrecken sich die Klassenräume für die Vier- bis
Siebenjährigen (Am Vortag bekamen wir eine kleine Führung, es ist wahnsinnig:
Die kleinen sitzen in Schuluniform an winzigen Stühlen um mehrere runde Tische
verteilt. Als wir mit dem Direktor den Klassenraum betraten würden sie von der
Lehrerin aufgefordert sich neben ihren Stuhl zu stellen und die vorher
einstudierte Begrüßung aufzusagen…na ja fast, sind halt doch ganz normale
Vierjährige.
Weiter rechts erstreckt sich der anliegende
Collagekomplex. Bei einer weiteren Führung konnten wir die offenen Büroräume
und die neu angelegte Bibliothek bestaunen. Hier wird immer gebaut: Es sind
noch weitere Stockwerke geplant, der Innenhof soll noch gepflastert
werden…indische Bauarbeiter tragen Säcke
voll Sand auf den Schultern an meinen offen Fenster vorbei und wundern sich der
ausländischen Musikklängen.
Rund um das Gelände, zwischen Bauschutt und
Müll wachsen Bananen- und Kokosnussbäume. Im Büro des Collagedirektors kamen
wir in den Genuss einer frischen Kokosnuss: Noch in der grünen Schale wurde das
obere ende abgeschlagen und mit einem Strohhalm das „natural water“ getrunken (ey,
da steckt ganz schön was drin, wenn man gerade erst ausführlich zu Mittag
gegessen hat), danach wurde die grüne Schale entfernt und das weiße, weiche
Fleisch gegessen, very tasty (selbst für einen Kokosnusshasser wie mich!)
Geht man einmal über den Platz kommt man zu
den Klassenräumen der älteren Schüler. Bis zu 60 Schüler und Schülerinnen
sitzen in den Räumen, die nicht viel größer sind als deutsche Klassenräume. An Zweierpulten aus braunem Holz sitzen die
Schüler wie in Deutschland mit dem Gesicht zur Tafel oder zur Beamerwand (tja,
die sind hier nicht von der Welt, sogar eine elektrische Gitarre hab ich schon
gehört)
Die eine Seite des Gebäudes zeigt zum
Innenhof. Hier sind keine Klassenräume sondern lange Korridore mit großen
metallverzierten Fenstern. An den Wänden hängen Infoplakate, Aushänge, Fotos
und Texte. Ganz wichtig und groß wirkt das Bild des Mannes, der der Schule ihre
„education vision“ gab: Blessed Kuriakose Elias Chavara. Ein Visionär, Poet,
Schreiber, Verwalter und sozialer Reformer, wie ich dem Schulkalender entnehmen
konnte, der jeder Schüler am Anfang des Schujahres bekommt und in dem neben den
Schulregeln und Gebeten auch Hausaufgaben, Tadel und andere Zwischenfälle wie
Mängel an der Schuluniform eingetragen werden (müssen) und sowohl von den
Lehren, den Eltern und manchmal auch dem Direktor abgezeichnet werden.
Noch
habe ich frei: Freitag war Ankunftstag,
jeden zweiten Samstag im Monat fällt die Schule aus und am Sonntag ist
sowieso frei. Montag werden wir in den Schulalltag eingeführt: Um zu
entscheiden in welcher Weise Sarah und ich mitwirken könne, gehen wir Montag
mit den Lehrerinnen in verschiedene Klassen und schauen uns den Unterricht an.
Danach wird entschieden /entscheiden wir welche Fächer wir in welchen
Altersklassen entweder zusammen mit den Lehrern oder sogar alleine Unterrichten
werden. Ich bin schon sehr gespannt!!
Zuletzt noch Einiges, worauf ich mich mit am
meisten gefreut habe: Essen J
- Auch hier kann man Nutella kaufen: Schwer aber möglich, meinte der Direktor. Schmeckt wie in Deutschland und nachdem ich zu Wort gab, es besser mal in den Kühlschrank zu stellen, läuft es morgen vielleicht auch nicht mehr das leckere Fladenbrot herunter.
- Frische Mangos sind super, super lecker- überhaupt kein Vergleich zu den Exportierten! Ganz weich und total süß, die perfekte Nachspeise, wer braucht schon Eis?
- Auch sonst gibt es hier sehr viel Frisches: jeden Mahlzeit einen Teller voller Rohkost: Gurken, Tomaten, rote Bete, Zwiebeln (einfach mal in eine Zwiebelscheibe hinein beißen, geht alles), Möhren, und, und, und…
- Heute lagen Äpfel und gestern geschälte Birnen neben den indischen Süßkartoffelbrei mit Bohnen, where i am??
- Am besten: Zu jeder Mahlzeit frisches handgroßes Fladenbrot, ideal um damit Reis und sonstiges aufzunehmen ohne die Hände zu beschmutzen (denn obwohl es hier auch besteck gibt, essen die meisten mit den Händen).
- Indischer Chai- Tee mit Milch: Auf der elektrischer Herdplatte wird Milch erhitzt, dazu kommen verschiedene Pulver, ein weißes, eine spezielle Gewürzmischung, und zum Schluss etwas Zucker. Es schmeckt herrlich: Ziemlich süß und doch würzig. Serviert wird es in kleinen goldrand Teegläsern. (Cosima, du würdest es lieben!)
- …ich könnte noch so viel mehr erzählen, doch leider muss ich nun zum Abendessen und außerdem ist vor den Toren der Schule ein Hochzeitsfeier, die Trommeln und die bunte Dekoration sind verlockend J
- Ach übrigens: Gekocht wird von der jungen Inderin Namens Sita (so oder so ähnlich, sie spricht leider kein Englisch). Die Verhältnisse sind noch nicht so ganz klar: Sie kocht für den Direktor und all seine Gäste (und das sind nicht wenige!!), aber isst nie mit, na ja, Indien halt, daran muss ich mich erst noch gewöhnen)
Namaste mit einer Duftwolke voller indischer
Kultur
Eure rebecca
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